Buch zum Film:
»Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag«
Zeitgleich mit dem Film „Die Frauen von Ravensbrück“ erschien im Frühjahr 2005 das Buch »Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag« von Loretta Walz im Antje Kunstmann Verlag, München. Im Gegensatz zum Film, in dem die Geschichte des Lagers erzählt wird, werden im Buch 35 Interviewpartnerinnen mit ihren Biografien vorgestellt.
Erhältlich ist es im Buchhandel oder direkt beim Verlag (siehe im unteren Menü unter „Links”).
Filmvorführtermine und Lesungen entnehmen Sie bitte den Terminen.
Buch und Film bilden eine sich ergänzende Einheit und vermitteln zum ersten Mal die Geschichte des größten Frauen- Konzentrationslagers des Nationalsozialismus.
In den meist mehrstündigen Interviews mit Frauen aus fünfzehn west- und osteuropäischen Ländern spiegelt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der weiblichen Perspektive. Es sind politische Aktivistinnen ebenso wie tiefgläubige Frauen, einfache Frauen, Akademikerinnen, Soldatinnen, Prominente und ganz Unscheinbare, die eine gemeinsame Erfahrung verbindet: Die Haft im Frauen KZ-Ravensbrück.
Mit Unterstützung der Stiftung ERTOMIS und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen, dem Historiker Alexander von Plato, und der Gedenkstätte Ravensbrück konnte die Sammlung in den Jahren 1994 bis 2004 vervollständigt werden.
In beiden Arbeitsergebnissen schlägt sich die langjährige Verbundenheit von Loretta Walz mit der dokumentarischen Schule Eberhard Fechners nieder. Die von Eberhard Fechner entwickelte Methode der Montage von Mosaiksteinen aus langen lebensgeschichtlichen Interviews zu lebendigen Dialogen prägt seit vielen Jahren die Arbeit von Loretta Walz.
Aus dem Vorwort von Loretta Walz:
„Begonnen habe ich diese Interviews Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, nachdem ich die ersten Frauen aus dem Kreis der ‚Lagergemeinschaft Ravensbrück der Bundesrepublik Deutschland’ – dem Zusammenschluss der Überlebenden der Frauen-KZ – kennengelernt hatte.
Ein Vierteljahrhundert ist ein vergleichsweise langer Zeitraum für ein derartiges Sammlungsprojekt und führt zu einigen Besonderheiten und Problemen in der Projektarbeit. So war meine Arbeit von den gesellschaftspolitischen Entwicklungen dieser Zeit geprägt und von einem stetigen Zuwachs an immer neuen Erfahrungen und Erkenntnissen. Erworbenes Wissen ermöglichte vertiefende Fragen und schuf größere Zusammenhänge. Die Überlebenden der Konzentrationslager wiederum erfuhren in diesen fünfundzwanzig Jahren sehr unterschiedliches Interesse an ihren Erinnerungen, was die Art und Weise sowie die Inhalte ihrer Erzählung beeinflusste.
Mein Interesse galt vom ersten Interview an dem ‚ganzen Leben’. Ich wollte wissen, wie der familiäre Hintergrund meiner Interviewpartnerinnen war, wie sie aufgewachsen waren, wie sie die Verfolgung erlebt hatten oder zum Widerstand gekommen waren, wie dieser Widerstand aussah, wie sie die Haftzeit überleben konnten und wie sehr ihr Leben danach von diesen Erfahrungen geprägt war.
Doch mein Interesse an den Lebensgeschichten war für viele meiner ersten ‚politischen’ Interviewpartnerinnen befremdlich, spielte doch ‚das Private’ in ihren Augen keine große Rolle. Das, wovon sie erzählen wollten, war die Zeit des Widerstands und der Verfolgung, verbunden mit dem Appell, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Erinnerung findet im Heute statt, in der jeweiligen historischen und lebensgeschichtlichen Situation der Erzählenden. Im Erinnern spiegeln sich auch politische Überzeugungen oder religiöse Grundsätze wider.
Wer nach dem Lager die Möglichkeit hatte, über das Erlebte zu sprechen, erinnert sich anders als jemand, der damit konfrontiert wurde, mit seiner Verhaftung ‚Schande über die Familie’ gebracht zu haben oder gar als ‚Verräterin’ bezeichnet zu werden. Anderen wurde gesagt, dass man sie vermutlich nicht ohne Grund eingesperrt hätte. Es macht einen Unterschied, ob die Gesellschaft die Überlebenden verehrt, respektiert oder stigmatisiert hat."
Auszeichnung:
Für ihr Werk - Film und Buch - wurde Loretta Walz 2006 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
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